Obstsortenmuseum in Kieselbronn

Obstsortenmuseum
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Obstsortenmuseum

Im süddeutschen Raum entstanden im Laufe der Jahrhunderte unzählige Obstsorten, die meist zufällig entdeckt wurden. War die Sorte geschmacklich oder zu Verwertung interessant sowie robust und ein wenig pflegebedürftig, so wurde die Sorte weitervermehrt.

Die Verbreitung der meisten Sorten blieb dabei regional eng begrenzt, weshalb man in diesen Fällen von „Lokalsorten“ spricht. So existierten noch 1850 über 1.200 Apfelsorten und über 1.000 Birnensorten mit überwiegend nur regionaler Bedeutung in Deutschland. Nur wenige Obstsorten konnten sich weiträumig durchsetzen und ihre Bedeutung bis heute bewahren (z.B. Brettacher, Rhein. Bohnapfel). Durch Rodung, natürlichen Abgang und Straffung der Obstsortimente sind schon viele Sorten verloren gegangen. Auch im Enzkreis sind viele alt überlieferten Sortenspezialitäten bereits selten geworden und den meisten Obstanbauern schon nicht mehr bekannt.

Um nun diese genetisch und kulturhistorisch wertvollen Sorten vor dem Aussterben zu bewahren, erschien es den Obstbauberatern beim Landratsamt Enzkreis wichtig, diese Sorten soweit noch möglich zu erfassen und neu aufzupflanzen. Dabei erschien die Gemeinde Kieselbronn mit seinem noch nahezu intakten Streuobstgürtel als Standort besonders geeignet.

Die Gemeinde Kieselbronn stellte zur Förderung der Kulturlandschaft der heimischen Streuobstwiesen hierfür gerne ein gemeindeeigenes Grundstück im Gewann „Steinacker“ unentgeltlich zur Verfügung. Mitarbeiter des Gemeindebauhofs und Mitglieder des örtlichen Obst- und Gartenbauvereins pflanzten im Frühjahr 1994 etwa 40 Obsthochstämme (Apfel, Birne, Kirsche, Zwetschge, Speierling) auf das Grundstück. Auf diese Hochstämme wurden dann Lokalsorten aus dem Enzkreis aufgepfropft. Apfelsorten, deren Namen schon die Herkunft aus dem Landkreis verrät, wie „Renette von Serres“ oder „Wimsheimer Sämling“ finden hier ihren Platz. Auch seltene Mostbirnen, wie „Bäumlesbirne“ oder „Palmischbirne“ werden im Museum erhalten. Aus dem Kirschengäu finden sich die Süßkirschsorten „Bockschellen“, Mödinger und „Lauermänner“. Selbstverständlich wurde auch die inzwischen europaweit verbreitete „Ersinger Frühzwetschge“ ins Sortiment mit aufgenommen. Mittlerweile sind fast 50 teilweise sehr seltene Obstsorten auf die Mutterbäume aufgepfropft worden. Darunter sind etwa 25 Sorten, die im Wesentlichen nur im Enzkreis und dort teilweise nur auf einer oder wenigen Gemarkungen zu finden sind.

Das Obstsortenmuseum ist für jedermann frei zugänglich, kann aber nicht direkt angefahren werden. Besucher können Parkplätze in der im Neubaugebiet Hundsbaum liegenden Hans-von-Hirschhorn-Straße nutzen und dann zu Fuß zum Obstsortenmuseum laufen. Die einzelnen Obstsorten auf den Bäumen sind ausgeschildert. Falls gewünscht werden Veredelungsreiser an interessierte Obstwiesenbesitzer weitergegeben. Auf diese Weise sollen diese Lokalsorten künftig wieder vermehrt in den Obstwiesen des Enzkreises anzutreffen sein. Es besteht auch die Möglichkeit, die Vielfalt der dort gesammelten Obstsorten im Herbst im Rahmen einer Führung kennenzulernen. Dieses Angebot richtet sich an Obst- und Gartenbauvereine, Landfrauenvereine sowie an Schulen und Kindergärten. Wer an Edelreisern oder an einer Führung interessiert ist, wendet sich bitte an einen der nachstehend genannten Ansprechpartner. 

Nähere Informationen erhalten Sie bei der Gemeindeverwaltung Kieselbronn (Tel. 07231/9534-0 / Email: info@kieselbronn.de), beim Obst- und Gartenbauverein Kieselbronn, Manfred Eiselein (1. Vorsitzender, Tel. 07231/52180) oder der Beratungsstelle für Gartenbau beim Landratsamt Enzkreis (Tel. 07231/308-1831, Email: bernhard.reisch@enzkreis.de).

Übersicht über das Grundsortiment von 1994 sowie die aufgepfropften Lokalsorten (mit Herkunft soweit bekannt)

Pflanzung

  • Speierling
  • Ersinger Frühzwetschge
  • Ringlo
  • Bühler Zwetschge
  • Hauszwetschge
  • Pastorenbirne
  • Köstliche von Charneu
  • Geißhirtle
  • Gellerts Butterbirne
  • Gravensteiner
  • Bratzelapfel
  • Schöner von Boskoop
  • Goldrenette von Blenheim
  • Jakob Lebel
  • Hauxapfel
  • Jakob Fischer
  • Kaiser Wilhelm
  • Zaubergäu Renette
  • Teuringer Winterrambur
  • Danziger Kantapfel
  • Rote Sternrenette
  • Gewürzluiken
  • Landsberger Renette
  • Gehrers Rambur
  • Champagner Renette
  • Freiherr von Berlepsch
  • Baumanns Renette
  • Gelbmöstler
  • Grüne Jagdbirne
  • Bayerische Weinbirne
  • Palmisch Birne
  • Veredlungen

Nachpflanzung

  • Zibärtle

Veredlungen

  • Welschapfel
  • Heuwegkirsche
  • Ottenhäuser Braune
  • Champagner Bratbirne
  • Roter Gravensteiner
  • Mühlhäuser Dammapfel
  • Mühlhäuser Grüner
  • Echter Piemonteser
  • Falscher Piemonteser
  • Renette von Serres
  • Zuccalmaglio Renette
  • Roter Breitlauapfel
  • Gestreifter Breitlauapfel
  • Göhner Luiken
  • Heslacher Gereutapfel
  • Pflegmüller Illinger Schnitzbirne
  • Winterhimbeer Apfel
  • Iptinger Krummstiel
  • Rosenapfel
  • Taffet Apfel
  • Harberts Renette
  • Krügers Dickstiel
  • Eberdinger Sämling
  • Birkenfelder Hakenbirne
  • Fleiner
  • Olgaapfel
  • Französische Goldrenette
  • Geflammter Kardinal
  • Charlamovsky
  • Pflegmüller Apfel
  • Gelbe Schafnase
  • Basches Apfel
  • Eberdinger Sämling
  • Maikirsche
  • Frankfurterle
  • Sommerblutbirne
  • Wimsheimer Augapfel
  • Battebirne
  • Muskattellerbirne
  • Heubirne
  • Lauermänner
  • Mödlinger
  • Benjaminler
  • Bockschellen

Lageplan des Obstsortenmuseums